Öfters erhalte ich als Reaktion auf einen meiner Blogbeiträge so liebe Antworten wie: „Ich bin immer völlig baff, wieviel ihr aus 24 Stunden, einer Woche, einem Jahr herausholt.“ Ja, das stimmt schon, aber oft übertreibe ich es auch vollkommen und ich müsste mich deutlich mehr an das Sprichwort „Weniger ist mehr“ – darin war ich nur leider noch nie auch nur in einem einzigen Bereich gut..- halten.
So begann für uns der dritte Adventssonntag bereits mittags mit dem ersten Highlight, dem vorweihnachtlichen Klassik zum Staunen-Konzert im Funkhaus des Bayerischen Rundfunks. Ausgesprochen schwungvoll und stimmungsvoll führten darin zwei ausgebildete Sänger im Engelskostüm durch das musikalische Programm. Das Münchner Rundfunkorchester spielte Weihnachtslieder aus der ganzen Welt und das gesamte Publikum wurde immer wieder zum Mitsingen animiert.
Danach hätten wir mit großer vorweihnachtlicher Freude im Herzen und den besten, so bekannten Weihnachtsliedern im Ohr einfach nach Hause fahren sollen. Stattdessen wollte ich den Kindern noch den Christkindlmarkt im Innenhof der Residenz zeigen. Mit diesem Christkindlmarktbesuchsvorhaben waren wir leider nicht allein. Und so wurden wir durch den gesamten Markt von einer großen Menschenmasse unerbittlich relativ willenlos geschoben, aufgrund der man kaum mal auszuscheren vermochte, um sich die Auslagen eines Standes näher anzuschauen.
Dies war allerdings auch nicht wirklich vonnöten, boten doch 90 Prozent der Buden ausschließlich völlig überteuertes Essen und Trinken an. Unsere mittlere Tochter und der Bruder waren mit jeweils einer Bratwurstsemmel für schlappe 6,50 Euro das Stück zufrieden, bevor wir zum direkt benachbarten nächsten Spektakel zogen.
„Solimans Dream“ ist eine immersive Show, welche täglich zu den Abendstunden im Brunnenhof der Münchner Residenz aufgeführt wird. In dieser wird die romantisierte Geschichte eines Elefanten erzählt, der im 16. Jahrhundert durch Europa reiste. Aufgrund meiner heftigen Fußschmerzen gönnten wir uns – ebenfalls völlig überteuerte – Sitzplätze statt der etwas preiswerteren Stehplätze. Aufgrund des vorigen Christkindlmarktgedränges waren wir bereits eine halbe Stunde vor dem Vorstellungsbeginn als eine der Allerersten beim Einlass.
Mit meinem dünnen, schwarzen Baumwollkleid fror ich bereits nach wenigen Minuten erbärmlich. Noch mehr Sorgen machte ich mir allerdings um die Gesundheit der Kinder, welche zwar auf mein Geheiß hin relativ warm inklusive Mütze und Handschuhen angezogen waren, aber die Kombination der winterlichen Kälte mit dem eisigen Wind sorgte für eine gefühlt noch einmal deutlich kältere Temperatur als wie sie das Thermometer mit 2 °Grad anzeigte. Wären die Eintrittskarten nicht so teuer gewesen, wäre ich beinahe am liebsten schon vor dem Lichtspektakelbeginn in die warme U-Bahn geflohen.
So jedoch harrten wir brav auf unseren unbequemen, schwarzen Klappstühlen aus Plastik aus und spürten unsere Unterkörper von Minute zu Minute noch weniger. Relativ pünktlich begann dann die Show, deren Effekte wir aufgrund der Eiseskälte – wie recht doch Maslow mit seiner Grundbedürfnispyramide hatte, schoss mir dabei einmal mehr durch den Kopf. Diese besagt, dass erst einmal die fünf Grundbedürfnisse gestillt werden müssen, bevor man sich z.B. dem kulturellen Genuss hingeben kann – nicht so recht würdigen konnten.
Und das erbärmlich strake Frieren verwehrte bereits die Erfüllung der alleruntersten Stufe der Maslowschen Bedürfnishierarchie in Form der Physiologischen Bedürfnisse. Wenngleich die Sozialbedürfnisse bestens durch die Begleitung der lieben eigenen Kinder erfüllt waren, so verwehrte die immer unangenehmere Eiseskälte, welche in alle Glieder kroch, auch nur ein Mindestmaß von der Erfüllung des obersten Bedürfnisses nach Maslow, der Selbstverwirklichung.
Unser lieber Sohn fasste am Ende der 25-minütigen Show ausgesprochen treffend die körperliche Verfassung von uns allen mit folgender Bemerkung zusammen: „Mama, ich fühle mich wie ein Fischstäbchen“. Ja, mein lieber Sohn, tatsächlich fühlte auch ich mich, als wir bereits längst in der warmen S-bahn auf dem Nachhauseweg saßen, immer noch wie ein schockgefrorenes Tiefkühlprodukt.
Die Lichtershow an sich war bunt und ganz nett anzusehen. Allerdings bot sie keinerlei Überraschungsmomente und schien eher instagramtauglich als der Geschichte verpflichtet zu sein. So störte es auch offenbar außer mich niemanden, als an einer Stelle in der Elefantengeschichte erzählt wurde, dass Soliman am Hofe von Wien den weltberühmten Komponisten Mozart persönlich getroffen hätte. Das erscheint allerdings in der Realität absolut unmöglich, wenn man bedenkt, dass Soliman durch Europa im Jahr 1551 gereist ist, während Mozart doch über 200 Jahre später die ganze Welt mit seiner Musik begeisterte…
Insgesamt hätte ich die Zeit deutlich produktiver in das Backen einer weiteren Sorte an Weihnachtsplätzchen investieren können – stellte doch unsere ehemalige Schulweghelferin, welche mittlerweile das stolze Alter von 85 Jahren erreicht hat, erfreut fest, als ich ihr gestern ein Päckchen meiner selbstgebackenen Plätzchen vorbeigebracht hatte: „Das ist ja besser als ein Besuch vom Bürgermeister….
Aber immerhin dürfen alle Blogleser, welche diesen Beitrag lesen, im Warmen in den farbprächtigen Aufnahmen dieser immersiven Show schwelgen und sich dabei getrost den völlig überteuerten Eintritt für Solimans Dream ersparen. Da ist das Geld doch wesentlich sinnvoller in den einen oder anderen Lebkuchen mit oder auch ohne eine dampfende Tasse mit heißem Glühwein investiert…
Bleibt nur zu hoffen, dass sich aus der bei mir nun mehr dicht verstopften Nase keine ausgewachsene Erkältung oder Schlimmeres entwickelt, gibt es doch noch die nächsten Tage extrem viel zum Erledigen, inklusive der Betreuung einer Dogge aus der entfernteren Nachbarschaft, die fast so viele Kilos wie ich auf die Waage bringt, so dass jeder Spaziergang ein Abenteuer ist.
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