Was haben ein komplizierter Beinbruch und ein Metallgefäß voll mit römischen Münzen gemeinsam? Beide bedürfen der Hinzuziehung eines Computertomographens. An einem sonnigen Nachmittag im Oktober wurde unsere Fachschaft Latein, die fast vollständig versammelt war, durch das relativ neu eröffnete Archäologische Museum in der Nähe des Englischen Gartens in München just von dem Archäologen geführt, der besagte Metallschüssel sogar eigenhändig vor etwa 15 Jahren ausgegraben hatte.
Auch wenn sich die archäologische Staatssammlung auf die Ausstellung von im bayerischen Raum gefundenen Exponaten konzentriert, werden die Besucher gleich im ersten Ausstellungsraum nicht nur mit der ältesten in Bayern überhaupt gefundenen Statuette (etwa 22.000 Jahre alt) beglückt, sondern auch mit einem Maskenpaar, das in meinem geliebten Römerkastell Abusina in Eining gefunden worden war. Zudem gibt es dort auch eine beeindruckende kykladische Figur zu bestaunen, welche mich sofort an unser kurz zuvor besuchtes Santorin denken ließ…
Bemerkenswert ist außerdem die Tatsche, dass wir Bayern in der glücklichen Lage sind, dass mit Rätien, Norikum und Obergermanien sogar drei römische Provinzen in unserem heutigen Staatsgebiet liegen, welche vollkommen unterschiedliche, regionale Exponate hervorgebracht haben. Allen drei Provinzen ist eine bemerkenswerte Raumspezialisierung in den Privathäusern gemein, welche z.B. im Mittelalter in keiner Weise üblich war: die Existenz eines eigenen Raums zum Zubereiten der Speisen, die Küche. In einem solchen Exemplar war ich in aller Hast zwischen der letzten Unterrichtsstunde und dem Beginn unserer Fachschaftsexkursion auch gestanden, um den Kindern noch ein Mittagessen zuzubereiten. Die Zeit für mein Kaffeeritual hatte selbstverständlich gefehlt.
So freute ich mich während der Führung umso mehr, als ich erfuhr, dass diese so konzipiert sei, dass man nach dem ausführlichen Besichtigen der einzelnen Exponate sein Expertenwissen im anschließenden Gespräch mit dem sehr versierten Archäologen bei einer Tasse Kaffee im Museumscafé noch vertiefen könne. Die Kombination eines ausgesprochen engagierten Museumsführers und der Notwendigkeit der Reinigung der Kaffeemaschinen bereits eine gute Viertelstunde vor der Museumsschließzeit hatten jedoch leider einen erzwungenen Kaffeeverzicht zur Folge.
So zogen wir zwar ohne Kaffee im Magen, dafür durch umso mehr kulturelles und archäologisches Wissen dank der Ausführungen des passionierten Wissenschaftlers, der uns fesselnd durch die Ausstellung ausgewählter Exponate geführt hatte, bereichert von dannen.
Die Archäologische Staatssammlung ist ebenso gut für alle Schulklassen wie auch für Familienausflüge mit kleineren oder größeren Kindern geeignet, besticht sie nicht nur durch ein ganz besonderes Raumkonzept – kein Raum gleicht dabei dem anderen-, sondern bietet zudem ein breit gefächertes museumspädagogisches Programm, gleichermaßen für Kindergartenkinder wie auch für junge Erwachsene.
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