Während am Samstag etwa 2000 Passagiere in Korfu von Bord gegangen sind und ungefähr dieselbe Anzahl mit neuen Gästen zugestiegen ist, gab es für die Gäste mit dem Einschiffungshafen in Triest einen kleinen, aber feinen Abschied in der Anytimebar. Gerade mal 166 Gäste wechselten in dem Hafen in Triest, was deutlich entspannter ist als in dem größten Ab- und Anreisestress jeweils in Korfu. So kann man nur jedem empfehlen die Reise in dem deutlich von München näher gelegenen Triest zu beginnen, gibt es als sprichwörtliches Zuckerl sogar noch beim Farewell eine Torte, welche anderes als alle anderen „Faketorten“ mit dem jeweiligen Reiseverlauf wirklich eine echte Schokoladensahnetorte war, welche ausgesprochen lecker aussah und sogar mit Macarons und ganz viel Schokolade verziert war.
Das Verspeisen dieser Torte hätte mich trotz einer mit Sicherheit exorbitanten Gewichtszunahme sehr gereizt, aber da es hier leider keine glutenfreie Variante gab, verzichtete ich unserem Zölisohn zuliebe darauf und genoss einfach den schönen Anblick und den gesamten Reiseverlauf noch einmal.
In der letzten Nacht auf dem Schiff kam neben den allnächtlichen üblichen permanenten Schlafunterbrechungen aufgrund der Insulinpumpenalarme nun auch noch das von mir so verhasste Zusammenpacken dazu. Bilanz unserer Mittelmeerreise: (nicht mutwillige) Zerstörung einer Taucherbrille, Wegwerfen der beiden zu klein gewordenen Halbschuhpaare der Zwillinge, Verlust einer ganz neu gekauften Mineralstofftablettendose sowie Dazugewinn von drei Tischtennisbällen sowie dem Kauf von zwei Magneten, Kaffee aus Triest von der ausgesprochen empfehlenswerten lokalen Rösterei Torrefazione la Triestina und Naturkosmetik aus Korfu.
Und natürlich nicht die Pokemonkarten aus Kreta zu vergessen sowie für mich ein in Montenegro innerhalb einer Minute erstandenes schwarz-weißes Sommerkleid, das ich ärgerlicherweise nur drei Tage später für ganze 30 Euro weniger in einem Geschäft in Korfu zum Verkauf angeboten entdeckt habe. Mit all unseren vier wuchtigen Koffern, drei schweren Rucksäcken sowie zwei vollgepackten Ikeataschen zogen wir zu Fuß zum Hotel los, von wo aus wir vor unserer Rückreise mit dem Zug noch zwei Tage lang Triest erkunden wollten.
Ich hatte erfolgreich verdrängt, wie anstrengend es ist, nach einer schlaflosen Nacht nicht nur die neue Herberge zu finden, sondern sofort ein Programm auszuarbeiten, das den Jungs konveniert und schließlich bei der abendlichen Rückkehr nach der erfolgten Unternehmung mühsam wieder vieles auspacken zu müssen. Dabei suchte ich Stunden nach so geliebten Kleinigkeiten wie für unseren Älteren bestimmte Wolle zum Flechten von Freundschaftsbändern oder für unseren Jüngeren ein ganz bestimmtes Buch, das plötzlich in keinem der zahlreichen Koffer zu finden war.
Wer immer in Triest verweilt – und das kann man nur wirklich jeder/m ans Herz legen – , dem sei eine Fahrt mit dem Schiff nach Muggia, Italiens einziger istrischen Stadt empfohlen, die wie ein kleines Venedig aussieht. Ich war ganz überrascht, dass das Hin- und Rückfahrtsticket nur 9 Euro kostet, bis ich gesehen habe, dass die verschiedenen Schiffsverbindungen vom Triester Hafen ausgehend mit den Linien des „Delfino verde“ alle zum öffentlichen Nahverkehr gehören.
Nach der Besichtigung des Doms und der Kirche „San Francisco“ sowie der kleinen Festungsanlage in Muggia begaben wir uns in brütender Mittagshitze zu einer Badestelle am Meer. Leider gab es dort weder einen Sand- noch einen Kiesstrand. Sympathischerweise war der Bürgersteig fast ausschließlich von Einheimischen bevölkert, die einfach inmitten des Asphalts ihre Handtücher ausgebreitet hatten. Und es waren auffallend viele italienische Großmütter mit ihren Enkelkindern am Meer.
Wir erfuhren, dass auch in Triest die Schule erst wieder in der zweiten Septemberwoche beginnt und so werden wohl die nonne e nonni die Kinderbetreuungsaufgaben übernehmen, während die Eltern bereits arbeiten müssen. Obwohl mir vor absoluter Dauermüdigkeit ganz übel war, erfüllte ich den Wunsch der Jungs und wir gingen abends noch ein drittes Mal zum Hafen, um der Aida Blu beim Ablegen zuzusehen. Dabei stellte sich ein wehmütiges Gefühl ein und den Zwillingen gab es einen Stich ins Herz, dass nunmehr andere Kinder ihre geliebte Tischtennisplatte auf Deck 12 bevölkern.
Wie luxuriös war es doch für mich, auf dem Schiff ausnahmsweise zwar alles Essen abwiegen und genauestens für die Zwillinge zu berechnen, aber mir nie Gedanken machen zu müssen, wo ich etwas Glutenfreies, möglichst Gesundes alle paar Stunden besorgen kann. Dies änderte sich bei unserem anschließenden Aufenthalt in Triest leider wieder deutlich. Bereits vor der Buchung der Unterkünfte erkundige ich mich selbstverständlich immer nach glutenfreien Alternativen, so dass wir auch dieses Mal beim Frühstück auf der sicheren Seite waren.
Insgesamt war das Frühstücksangebot riesig, es gab viel abgepacktes glutenfreies Brot und sogar frisch gebackene glutenfreie Muffins, Obst, Gemüse und Naturjoghurt sowieso. Als ich den Hunger der Zwillinge am Mittag mit zahlreichen Maiswaffeln mit Erdnussmus, Bananen, Apfel und Chips gestillt hatte, überlegte ich bereits, was ich ihnen am Abend kredenzen könnte.
Wie sehr beneide ich in diesen Momenten immer Familien, welche den Kindern einfach irgendetwas in die Hand drücken können, ohne sich berechnungsmäßig oder bezüglich der Glutenfreiheit irgendwelche Gedanken machen zu müssen. Wir fanden nach längerer Suche ein Restaurant, das eine glutenfreie Pizza in einem Extrabackofen gebacken anbietet, allerdings muss man diese einen Tag vorher bestellen.
Als unser Jüngerer einige Minuten später einen besonderen Schokoladenladen entdeckte, der damit warb, dass nicht nur das angebotene Eis, sondern auch ausgesprochen appetitlich aussehende Eiswaffeln glutenfrei sind, warf ich alle Grundsätze der gesunden Ernährung über Bord und sagte zu den Zwillingen: „Dann esst ihr als Vorspeise noch etwas Rohkost und dann dürft ihr ausnahmsweise anschließend eine große Portion Eis zum Abendessen essen.
Ich weiß nicht, ob unser Älterer sich aufgrund der Zöliakie seines Bruders manchmal zurückgesetzt fühlt oder ob er glutenfreie Ernährung stets mit einer glutenfreien Semmel verbindet, welche ich ihm unterwegs, da er einen solch großen Hunger hatte, einmal gegeben hatte und welche er sehr eklig fand, jedenfalls durchkreuzte er meine Pläne, indem er – für ihn völlig ungewohnt – ganz bockig sagte: „Nein, ich will kein Eis.“
Es war bereits späterer Abend, ich musste dringend etwas für die Jungs beschaffen und die Gelateria würde auch bald schließen. In meiner Not rannte ich mit den Jungs durch verschiedene Straßen und fragte den Älteren bei jedem Essensgeschäft, ob er denn dies oder jenes essen wollte, bis er sich schließlich für ein Stück warm gemachte Pizza entschieden hatte. In solchen Momenten geht es mir immer total schlecht, da sein Bruder diese ja auf gar keinen Fall essen darf. Glücklicherweise schleppe ich stets nicht nur Maiswaffeln, Nüsse und Rohkost, sondern auch immer Thunfischsalat in Konservendosen mit, welche unser Zöli ausgesprochen gerne mag.
So stellten wir uns in aller Eile vor das Geschäft und es wurden Pizza vom Nichtzöli und Thunfischsalat vom Zöli verzehrt, bevor wir in das glutenfreie Schokoladengeschäft eilten. Und siehe da, als unser Jüngerer freudig seine Bestellung aufgegeben hatte und es gar nicht fassen konnte, welch tolle glutenfreie Eiswaffel es dazu gab, änderte sein Bruder plötzlich seine Meinung und bestellte sich ebenfalls eine große Menge Eis in der glutenfreien Waffel.
Auch wenn dies wahrscheinlich das teuerste Eis (für zwei Waffeln mit je etwa zwei großen Kugeln berappten wir 14 Euro) war, das wir je erstanden haben, war es jeden Cent wert, dass unser Zöli endlich auch mal sein Eis in der Waffel schlecken durfte.
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