Athen, Bari, Corfu, Chania, Dubrovnik und Ephesus – das A,B, C, D und E der Levanteländer (Teil 2): Bari

Endlich eine Stadt, deren Landessprache ich beherrsche. Und diese Sprachkenntnisse konnte ich gleich in dem berühmten „Arco Basso“, der so genannten Nudelstraße anwenden. Unsere Zwillinge hatten mittlerweile bereits ein enormes Schlafdefizit aufgebaut – der Hafen von Bari war bis jetzt vom frühen Morgen an der betriebsamste und damit auch mit Abstand der lauteste Hafen – und gerade der Jüngere ärgerte bereits auf dem Hinweg in das historische Stadtzentrum ununterbrochen seinen Bruder.

Als dieser sich nicht mehr anders zu helfen wusste, rang er seinen jüngeren Bruder kurz nieder und begrub ihn unter sich, bis sich der Jüngere laut beklagte: „Also, du bist viel schwerer geworden in den letzten Tagen, seit wir auf dem Schiff sind. Du hast so viel zugenommen, ich bekomme keine Luft mehr.“

In der Nudelstraße angekommen, besserte sich seine Laune jedoch umgehend, obwohl er ja als Zöli keine einzige dieser vor den Augen aller Besucher hergestellten Nudeln essen darf. „Bari ist super!“, rief er aus. In dieser Straße bereiten die „nonne“ mit ihrem gesamten Familienclan quasi vom Wohnzimmer aus buntfarbige Orecchiette zu. Als wir einer Großmutter fasziniert bei der Arbeit zusahen, fragte sie mich umgehend: „I due sono dei gemelli?“

Als ich auf die Zwillingsfrage hin bejahte, sah sie unserem Jüngeren kurz in die Augen und urteilte dann in einem italienischen Wortschwall, dass der Jüngere wohl der wesentlich lebhaftere und impulsivere sei, was sich nicht leugnen ließ. Hatte er noch kurz davor vor der Basilika „San Nicola“ wohin die Pilger aus aller Welt kommen, um die Reliquien des Heiligen Nikolaus zu sehen, schmollend auf den Kirchenvorstufen verbracht, da angeblich „immer nur er von mir geschimpft würde, nie sein Bruder“.

Nun ging es schnellen Schrittes zur normannisch-staufischen Festung, zu Baris Kathedrale, dem Sitz des Erzbischofs und zum obligatorischen porto vecchio, welchem wir in jeder Stadt unserem Älteren zuliebe einen Besuch abstatten müssen. Die nonne haben in der Nudelstraße ausgesprochen kunstvoll und gleichzeitig in einem Affenzahn den Nudelteig zu relativ schmalen Rollen geteilt und faszinierenderweise bereits während des Teigabschneidens mit dem Messer die typische Form der orecchiette vorgeformt.

Einzig beim Stichwort der Hygiene merkt man, dass ihr Schulbesuch schon lange her ist. Während ich all unseren vier Kindern das gründliche Händewaschen vor jedem Essen, nach jedem Supermarkbesuch oder auch jeder anderen häuslichen Aktivität eingebläut habe, war es für die Nudeldrehenden Großmütter vollkommen normal, die kunstvoll gedrehten Nudeln in allen erdenklichen Farben für je 5 Euro zwei Päckchen zu verkaufen und mit denselben Händen, durch die minütlich Eurostücke und Geldscheine glitten, in jeder freien Minute von dem Teig wieder ein Stück abzuschneiden und weitere Nudeln zu drehen.

Fühlte ich mich aufgrund der kurzen Liegezeit ab dem frühen Morgen schon unter Zeitdruck, damit wir ja alle unsere Besichtigungen schaffen, hatten die Zwillinge keinerlei Zeitstress. Dafür jammerte der Ältere, nachdem er eine Stunde zuvor die vor mir gesamte mitgenommene Brotzeit in Windeseile verdrückt hatte: „Mama, ich habe sooooo einen Hunger.“

Hatten wir sowieso nur wenige Stunden in Bari Landgang, hatte ich es für absolut ausreichend erachtet, für jeden eine Brotzeit von 40 KH mitzunehmen. Die große Mittagshitze minderte den Besichtigungsdrang noch weiter und so gab ich mich schließlich, nachdem wir immerhin noch Baris zwei Hauptplätze, die Piazza Mercantile und die Piazza Ferrarese, aufgesucht hatten, geschlagen und wir kehrten so früh zu unserem Schiff zurück, dass wir sogar noch ein opulentes Mahl am frühen Nachmittag inklusive unzähliger Eiskugeln mit diversen Toppings sowie bestem (glutenfreiem) Kuchen im Buffetrestaurant „Bella donna“ einnehmen konnten.

Beitrag veröffentlicht

von

Schlagwörter:

Weitere Beiträge

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert