Athen, Bari, Corfu, Chania, Dubrovnik und Ephesus – das A,B, C, D und E der Levanteländer (Teil 1): Dubrovnik

Unsere diesjährige Reise führte uns an bekannte und weniger bekannte Orte im östlichen Mittelmeer, von denen wohl nicht erst seit „Game of Thrones“ Dubrovnik mit Sicherheit zu einer Stadt der erst genannten Kategorie gehört. Obwohl diese Stadt in Dalmatien ja wirklich ausgesprochen geschichtsträchtig ist – außer dir, lieber Johannes wird allerdings nur den wenigsten der Name „Ragusa“ ein Begriff sein, womit die Stadt zu der Zeit benannt wurde, in der sie sich standhaft und erfolgreich gegen eine Eroberung durch die Venezianer oder auch das Osmanische Reich zur Wehr gesetzt hatte -, ist bei mir und auch bei unserem Jüngeren der Funke nicht so recht übergesprungen.

Vielleicht lag diese leichte Enttäuschung an der zu großen Hitze, an den überquellenden, nie versiegenden Touristenströmen, welche wie bei den Grimm’schen Märchen als immer größer werdende Breimassen die gesamte Altstadt verstopften, oder aber auch daran, dass rund um die Altstadt herum ein großes Verkehrschaos herrscht, so dass wir mit dem Shuttlebus beträchtlich lange vom Kreuzfahrthafen hin und zurück benötigt haben. Vielleicht assoziiere ich auch gerade Dubrovnik mit den entsetzlichen Gräueltaten während des Jugoslawienkrieges, an dessen Todesopfer von 1992 in der Innenstadt sehr würdevoll mit Ehrensteinen in einem Raum des Sponzapalastes gedacht wird.

Auf alle Fälle vermochte ich an diesem Tag, meiner Aufgabe als Kulturvermittlerin für meine Söhne so überhaupt nicht gerecht zu werden. Selbstverständlich schleppte ich sie in diverse Kirchen, vom Franziskanerkloster über das Dominikaner-Kloster bis zur Kathedrale und der St.Blaise-Kirche. Wir flanierten die wunderschöne Hauptstraße Stradun vom Pile-Tor, einem Stadttor mit einer hölzernen Zugbrücke bis zum Ploce-Tor und verharrten dort bereits dem älteren Sohn zuliebe ziemlich lange am alten Hafen.

Hatte ich mich im Vorfeld bereits genauestens informiert, dass man für die Besteigung der Stadtmauern am kostengünstigsten mit dem Dubrovnikpass für 35 Euro kommt, mit dem man gleichzeitig dann auch noch eine Vielzahl von Museen besuchen kann, sollte ich mein theoretisches Wissen nicht in die Praxis umsetzen können. Das durch den nicht gekauften Dubrovnikpass gesparte Geld investierten wir unverzüglich zur großen Freude der Jungs in 330 g Süßwaren, die man sich in einem völlig überteuerten Laden selbst zusammenstellen konnte.

Die Zwillinge genossen es sichtlich, sich selbst etwas in die Tüten füllen zu dürfen – quasi als Medizin für die kommenden Unterzucker der nächsten Wochen und Monate – und ich fand den Laden ausgesprochen sympathisch, hatte ich doch selten solch eine gewissenhafte Deklaration aller ausgestellten Produkte bezüglich der Allergene und besonders der Glutenfreiheit gesehen.

Nachdem gleich der erste Unterzucker durch einen glutenfreien, sauren Pfirsich behoben werden konnte, lotste ich die Jungs in Richtung des Eingangs zu den Stadtmauern, als die Zwillinge unbedingt auf die Toilette mussten, wovon es in der Altstadt nicht allzu viele Möglichkeiten gab. So liefen wir wieder in Richtung des alten Hafens und versuchten unser Glück in einer zu den Stadtmauern parallel gelegenen Gasse. Und als wir noch etwas weiter schlenderten, bog plötzlich links eine kleine, ziemlich steile Treppe ab, welche bis nach untern zum Meer führte.

Da wir in Dubrovnik sowieso über keine sehr lange Liegezeit verfügten, hatte ich extra überhaupt keine Badesachen dabei, wollte ich doch Sightseeing statt Baden machen. Bei dieser großen Hitze und der herrlich blau-smaragdgrünen Färbung des Meerwassers wollte ich den Zwillingen allerdings auch nicht die Erfrischung verwehren und so überlegte ich nicht lange. Die Verklebepflaster, eine Schere und etwas zum Abstöpseln für die Katheter schleppe ich immer standardmäßig mit, bei allem anderen mussten wir improvisieren.

Und so sprangen wir wenige Minuten später mit einer sehr dürftigen Badekleidung ins Wasser. Dabei waren die Jungs eindeutig privilegiert, welche hübsche, neu gekaufte Boxershorts als Unterhosen trugen, während mir nichts anderes übrigblieb, als in meiner ollsten Unterwäsche, einem BH, welcher mich nun schon 20 (!) Jahre durchs Leben begleitet, und einem etwas löchrigen Baumwollschlüpfer (vielleicht „nur“ an die 12 Jahre alt), ins Wasser zu gleiten.

Es war absolut herrlich, beim Schwimmen hatte man stets einen Teil der Stadtmauern im Blick, die Jungs erfreuten sich an wagemutigen jungen Männern, welche von den oberen Felsklippen heruntersprangen. Auch wenn ich immer sehr ungerne aus dem Meer ohne eine Duschmöglichkeit steige und dieses Unwohlsein ja nun noch getoppt wurde durch nicht nur potthässliche, sondern auch noch patschnasse Unterwäsche unter dem frisch angezogenen Kleid, würde ich mich jederzeit wieder genauso entscheiden und kann diesen Geheimtipp aus vollem Herzen an jede/n, welche/r den Touristenmassen in der Altstadt überdrüssig ist, empfehlen.

Hierzu geht man einfach vom alten Hafen die Parallelgasse immer neben den Stadtmauern in Richtung des Pile-tors, bis eine kleine, unscheinbare, steile Treppe einen nach unten an pittoresken Felsen zum Meer führt. Unsere Kreuzfahrt im östlichen Mittelmeerraum hat einen ganz interessanten Zickzackkurs und so war für uns der nächste Hafen nach Dubrovnik nur 110 Seemeilen (entspricht 204 km) bis zum italienischen Bari in Apulien entfernt.

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