Schweizer Schokoladenmuseum, Schafebewundern, Schoggiweg, Schreibmotivation

Sind wir in den letzten Jahren zu wahren Experten von Schokoladenmuseen avanciert – an dieser Stelle seien nur der Besuch des jeweiligen Vertreters in Paris im zehnten arrondissement (von dessen Existenz selbst viele Einheimische nichts zu wissen schienen), in Colmar, in Zürich oder auch in Köln erwähnt -, so rangiert doch bei uns mit großem Abstand das Schokoladenmuseum Maestrani in Flawil, in der deutschsprachigen Ostschweiz (Kanton St. Gallen), unangefochten an der ersten Stelle.

Zum einen punktet es dadurch, dass es nicht an irgendeiner beliebigen Stelle im Jahre 2017 eröffnet wurde, sondern aus der Schokoladenfabrik von Munz und Minor entstanden ist, neben der sich nun quasi aus einem Guss das moderne Schokoladenmuseum anschließt.

Zudem liegt es auch noch in einer wunderschönen Schweizer Bilderbuchlandschaft eingebettet, so dass man sich – wenigstens einen sehr geringen Teil der durch die wahrhaftig köstliche Schweizer Schokolade verleibten Kalorien – im Anschluss bei einem Spaziergang oder auch einer längeren Wanderung durch die Schweizer Natur abtrainieren kann.

Leider schmerzt mich ja aufgrund meiner völlig verkorksten Füße jeder Schritt, aber die Kinder waren höchst motiviert auf der gesamten Wegstrecke dabei, schließt sich doch direkt an das Museum ein sogenannter Schoggiweg durch das Torfmoor an, welcher einen von Rätselstation zu Rätselstation führt und sehr viel Informatives, Spektakuläres und Amüsantes rund um das Thema Schokolade bereithält.

Hättet ihr z.B. gewusst, wieviel Tafeln Schokolade man aus der ganzjährigen Ernte eines Kakaobohnenbaums herstellen kann? Tatsächlich sind es nur 15 Tafeln. Ich wäre intuitiv von einer wesentlich größeren Ausbeute ausgegangen…

Und eine noch größere Fülle an Informationen hält das Schokoladenmuseum Maestrani für alle Schokoliebhaberinnen und -liebhaber bereit. Wir können dieses wirklich uneingeschränkt empfehlen, auch wenn mich die 85 km lange Hinfahrt einige Nerven kostete, verhielt sich die Logik unseres Navis doch stellenweise unergründlich. So wurden wir einige Schweizer Erhebungen hochgeschickt, um kurz danach die Anweisung zu bekommen, exakt dieselbe Wegstrecke wieder zurückzufahren. Schließlich hatten wir nach 90-minütiger Autofahrt inklusive einer Pause mit dem Besuch sehr süßer Schafe mit ihren jungen Lämmern das Ziel erreicht.

Preislich liegt der Eintritt des Schokoladenmuseums im üblichen Rahmen. So kostet z.B. eine Eintrittskarte für einen Erwachsenen mit bis zu drei Kindern um die 35 Euro. Dafür darf man sich an den unterschiedlichsten Probierstationen ausgiebigst ohne irgendein Limit an köstlicher Schweizer Schokolade – übrigens ohne Palmöl – verlustieren. Das Museum besticht zudem durch einen multimedialen Rundgang, der alle Sinne anspricht und ausgesprochen liebevoll und informativ durch jeden einzelnen der Ausstellungsräume führt.

Dabei ist für wirklich jede Altersstufe etwas geboten. Die Kinder bekommen gleich zu Beginn einen doppelseitigen bedruckten Zettel für eine kleine Rallye, bei der sie im ganzen Museum unterschiedliche Globis, die Maskottchen des Flawiler Schokomuseums finden müssen. Am Ende des Rundgangs erhält jedes Kind als Belohnung für die bearbeitete Rallye einen Kinderreiseführer über weitere Schweizer Highlights für Kinder sowie eine süße Überraschung.

Im ersten Museumsraum wird die/der Besucher/in durch einen etwa fünfminütigen Film „Wie kommt das Glück in die Schokolade?“ eingestimmt, der für alle Nichtdeutschsprachigen mit englischen Untertiteln versehen ist. „Liebe, Freiheit und Genuss“ werden dort als die drei Glücksbringer des Lebens vorgestellt und nicht zu Unrecht wird die Schokolade als „Seelennahrung“ bezeichnet…

In dem Film erfährt man viel von der Herkunft der Kakaobohnen – bei Maestrani spielt hier Peru die zentrale Rolle, wo die Kakaobohnen nicht nur das Fairtradesiegel tragen, sondern sich auch noch durch eine Bioqualität auszeichnen- über die Besonderheiten der Schweizer Schokoladen und deren Herstellungsprozess wie das so wichtige Conchieren der Schokolade bis hin zur beeindruckenden Firmengeschichte der traditionsreichen Schokoladendynastie, welche mit dem Firmengründer Aquilino Maestrani bereits in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurückzuführen ist.

Der Rundgang spricht alle fünf Sinne an. Die Kinder können sich bei einem Melkwettbewerb hinsichtlich der Schnelligkeit und des Fingerspitzengefühls messen lassen. Man darf nicht nur an vielen Kakaobohnen schnuppern, sondern diese auch durch die Hände gleiten lassen. Im nächsten Saal erwartet einen köstlicher Schokoladenduft, bevor man Zugang zu dem Raum des individuellen Glücks erhält. Hier eröffnet sich vor einem ein Schlaraffenland mit fünf Brunnen, aus denen nie versiegende flüssige Schokolade in folgenden fünf Sorten sprudelt: vegan, dunkel, Milch- , weiß und Himbeerschokolade.

Auf diese Weise werden wirklich ausnahmslos alle fünf Sinne in Form von Riechen, Sehen, Hören, Schmecken und Tasten auf vielfältige Weise angesprochen, untermalt zudem auch noch unaufdringliche stimmungsvolle klassische Musik die Schokoladendegustation…

Dachte ich, dass nach den flüssigen Probierstationen keine weitere Verkostung auf einen wartet, wurde ich sehr rasch eines Besseren belehrt: bereits der nächste Gang gab nicht nur einen ausgiebigen Blick auf die Produktionsstätten der verschiedenen Schokoladenprodukte frei, sondern bot auch in Form von zahlreichen Schokoautomaten, bei denen man sich nach Herzenslust bedienen durfte, mannigfaltigen Schokoladengenuss.

Meine persönlichen Favoriten hierbei sind zum einen die vegane Mandelschokolade, die zu 33 Prozent aus reinen Mandeln besteht, gefolgt von allen unterschiedlichen Sorten der rechteckigen Minorriegel, welche allesamt herrlich nach Nugat schmecken.

Das Maestrani chocolarium ist ganzjährig geöffnet und ist wirklich in jedem Monat eines Besuchs würdig. Je nachdem, wie ausführlich man an den einzelnen Probier- und Spielstationen verweilt, kann man sich zwischen einer und drei Stunden in diesem einzigartigen Museum vergnügen, wo man zudem auch die Möglichkeit hat, seine ganz eigene Schokolade zu kreieren. Und das Beste an sämtlichen Schokoladen für mich als Mutter eines Zöliakiekindes: ausnahmslos alle süßen Köstlichkeiten sind glutenfrei und auch bezüglich aller anderen Allergene sehr eindeutig deklariert!!

Und ganz sicher hätte es zur Freude meines lieben Vaters, der während eines vierwöchigen Ferienaufenthalts auf der autofreien Insel Juist stolze 99 (!) Briefe geschrieben und postalisch verschickt hatte, beigetragen zu sehen, dass das Maestrani chocolarium ganz am Ende in Form des Angebots einer Fülle an herrlichen Postkarten mit den unterschiedlichsten Motiven und Sinnsprüchen rund um die Schokolade, welche man nach Belieben kostenlos mitnehmen kann, den besten Anlass auch in digitalen Zeiten bietet, noch möglichst viele handgeschriebene Grüße aus dem Spezialitätenschokoland an alle Freunde und Bekannte zu verschicken.

Obwohl die Jungs wahrscheinlich an allen Probierstationen zusammen an die 200 Gramm köstlichster Schokolade schnabuliert haben, ist mir das Kunststück gelungen, dass sie dennoch den ganzen Tag sehr passable Blutzuckerverläufe aufzuweisen hatten.

Unser Jüngster konstatierte als Fazit: „Ich fand das alles hier wirklich sehr cool!“

Und wir wissen jetzt schon, dass, wann immer wir wieder in der Nähe von Flawil sein werden, unbedingt das Maestrani chocolarium von uns noch einen Besuch und noch einen weiteren abgestattet bekommen muss.

 

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2 Antworten zu „Schweizer Schokoladenmuseum, Schafebewundern, Schoggiweg, Schreibmotivation“

  1. Avatar von Birgit
    Birgit

    …na toll Doro, jetzt hab ich Appetit auf Schokolade…..

    1. Avatar von Dorothea
      Dorothea

      Die Schokolade schmeckt auch wirklich phänomenal lecker, liebe Birgit und es müsste auch etwas ganz ohne Nussspuren geben…alles Liebe!

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