Wenn ich nicht schon so viele Monate im Voraus für dieses Wochenende neben einem Hotelzimmer in Salzburg als Namenstagsgeschenk für unseren Älteren auch bereits nicht mehr stornierbare Karten für das Marionettentheater gebucht gehabt hätte, wäre ich in der aktuellen sehr bedrückenden gesundheitlichen Situation hinsichtlich meines Vaters lieber zu Hause geblieben. Liebe Mama, aber vielleicht hat Papa ja Freude daran, wenn du ihm morgen diesen Artikel vorliest. Hat er doch zu Salzburg eine ganz besondere Beziehung…
So aber machten wir uns am Nachmittag auf den Weg nach Salzburg. Als ich mittags von der Schule nach Hause gekommen war, war meine gesamte Kleidung trotz Regenumhang bereits tropfnass. Und als ich vollkommen überladen mich gerade ins warme Hausinnere flüchten wollte, fielen mir noch unglücklicherweise alle Schulbücher und das I-pad aus der Schultasche in eine Regenpfütze…
Und die Götter schienen unserem Salzburgtrip insgesamt nicht sehr gewogen zu sein. Hatte ich doch fest geplant, wieder mit dem Bayernticket mit dem Zug nach Salzburg zu fahren, um dann in der Zeitung lesen zu müssen, dass Salzburg vom 23.11.-3.12. aufgrund von Vollsperrungen im Chiemgau wegen Bauarbeiten im deutschen Schienennetz leider per Bahn nicht erreichbar ist.
So stiegen wir in das Auto und standen erwartungsgemäß erst einmal lange im Stau, bis wir München hinter uns lassen konnten. Der Tag war zu diesem Zeitpunkt bereits der Nacht gewichen und ein sehr großer Schlafmangel meinerseits ließ meine Müdigkeit in der einsetzenden Dunkelheit so groß werden, dass wir beim Café Dinzler am Irschenberg eine kurze Rast einlegten.
Die Jungs freuten sich nicht nur über den Erwerb einer riesengroßen Kaffeetasse mit weihnachtlichen Motiven sowie den betörenden Geruch nach frisch gemahlenen Kaffeebohnen, der durch die gesamten großen Räumlichkeiten dieser hervorragenden Kaffeerösterei waberte, sondern auch über den ersten frisch gefallenen Schnee dieser Saison. Auf der weiteren Autobahnstrecke wandelte sich allerdings die weiße Pracht rasch in Starkregen, was die Autofahrt nicht angenehmer werden ließ.
Bei diesem Mistwetter war es natürlich komfortabel, ausnahmsweise nicht vom Bahnhof eine lange Strecke mit schweren Koffern zurücklegen zu müssen. Allerdings waren alle Hotelparkplätze aufgrund der späten Uhrzeit bereits belegt, als wir eintrafen.
So bereitete ich den Kindern in ziemlicher Eile unser traditionelles Ankunftsabendessen in Form von Maiswaffeln mit Erdnussmus und Rohkost zu, ehe ich im Sturm und großer Nässe einen Parkplatz für unseren VW-bus suchte.
Ich hätte mich wahrlich nicht so stressen müssen…Denn als ich gerade das Nötigste ausgepackt hatte, fiel uns plötzlich auf, dass in unserem Zimmer nur ein einziges Bett vorhanden war. Schlafe ich sowieso jede Nacht viel zu wenig und sind die Hotelnächte ja dann tendenziell jede zweite Stunde durch einen Insulinpumpenalarm bei einem der beiden Söhne verkürzt, würde mir eine Nacht zu dritt in einem einzigen Bett gänzlich jede Nachtruhe rauben, sind die Jungs doch auch im Schlaf ziemlich raumeinnehmende Wesen.
Nachdem ich unser Leid der Rezeptionistin geklagt hatte, war diese fast beunruhigter als ich, allerdings sorgte sie sich nicht um meinen möglichen fehlenden nächtlichen Schlaf, sondern wusste offenbar in Ermangelung eines Housekeepings überhaupt nicht, wie man den Schlafsessel in unserem Zimmer zu einer Liegefläche umwandeln kann.
Und sie tat intuitiv, was so viele Leute erst einmal bei Problemen machen, sie schob es unbearbeitet zur Seite. „Also, es gibt im Zimmer einen Schlafsessel, aber der hat nur eine Liegefläche von 1,20 m und ist somit nur für Kleinkinder gedacht. Außerdem bin ich heute Abend mit meinem Kollegen ganz alleine und muss erst einmal alle an der Bar bedienen. Ich komme dann so gegen 22.00 Uhr zu Ihnen.“
So blieb uns reichlich Zeit zum langen, langen Vorlesen im zu kleinen Bett, es wurde 22.00 Uhr, es wurde 22.15 Uhr. Die Jungs begannen langsam beide etwas unleidlich und müde zu werden. Von unserer Bettrettung keine Spur…Erst nachdem ich noch einmal zur Rezeption gegangen war und sie inständig um ihr baldiges Kommen gebeten hatte, klopfte es ein wenig später an unserer Tür. „Ich habe noch Verstärkung dabei“.
Sie schob einen jüngeren, kleinen Mann vor sich in unser Zimmer, der gleich entschuldigend meinte: „Ich habe auch noch nie so ein Bett gemacht.“ „Im Bettenbeziehen bin ich versiert, nach jahrzehnterlanger Übung mit vier Kindern“, seufzte ich und machte die Jungs schon einmal bettfertig. Diese hatten sich bereits probeweise in den Schlafsessel gelegt und fanden ihn -entgegen meiner Befürchtungen – so bequem, dass sie sich nun stritten, wer darin schlafen dürfe. Dies erinnerte mich an einen Artikel, den ich vor kurzem gelesen hatte, der von dem neuesten amerikanischen Trend (woher auch sonst) berichtete: der großen Beliebtheit von überdimensional großen Hundekörbchen, die für das gemütliche Schlafen von Erwachsenen konzipiert werden und damit offensichtlich für die nötige Nestwärme sorgen…
Hatte ich bei einem Ausklappversuch meinerseits nicht den Höhenunterschied der zwei Sesselauflagen ausgleichen können, war der junge Mann sichtlich stolz auf seine Idee, dass unter dem Sessel noch ein Ausziehteil zu finden sein könnte und die Erleichterung stand dem jungen Rezeptionistenpärchen ins Gesicht geschrieben, als sie unserem Älteren gerade die Bettdecke überreichten, während ich das Leintuch an allen Seiten festzuppelte.“Wir hätten nicht gedacht, dass das so schnell geht. Und es ist ja wirklich länger als 1,20 m.“
Aufgrund der anfänglichen Längenangabe von 1,20 m war mir schon ganz bange geworden. Klagen unsere Söhne doch sowieso immer wieder über Rückenschmerzen und ich kann mir nicht vorstellen, dass man mit 1,40 m Größe in so einem „Bett“ erholsam schlafen kann. Deshalb hatte ich bereits vor der Umbauaktion alle Hebel in Bewegung gesetzt und noch eines der letzten verfügbaren Hotelbetten in dem Schwesterhotel im Süden von Salzburg für die zweite Nacht ergattert, bei dem die Ausziehcoach 1,60 m lang sein soll. So wie es aussieht, scheinen wir nun doch nicht noch einmal das Hotel wechseln zu müssen, sondern nur wieder das bereits stornierte Hotelzimmer zurückbuchen, so dass uns hoffentlich möglichst viel vom morgigen Tag für Unternehmungen – trotz des nasskalten, in alle Glieder kriechenden Wetters – bleiben wird…
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