Flussfahrt, Fontänenfreuden, Freiheitsstatue, fondation Louis Vuitton, Freizeitpark Jardin d’acclimatation

Schon fast beängstigend: als wir uns heute Morgen wieder zur gewohnt frühen Stunde beim Frühstück endlich einen Tisch erkämpft hatten, sprach mich plötzlich eine jüngere, blondhaarige Frau an, ob wir uns nicht aus Salzburg kennen würden.

Ich stutzte erst einmal und hatte eigentlich gerade nur die Insulinberechnungen für die Schüssel mit Kartoffeln für unseren Jüngeren im Kopf, als sie hinterherschob: „Ich arbeite dort im Hotel Meininger.“ Ja, und dann erinnerte ich mich auch wieder an ihr Gesicht. Liebe Ana, weißt du noch, wo wir mit den Kindern im Mai letzten Jahres dort ein Wochenende in Salzburg verbracht haben?“

Als ich die Salzburger Dame ganz überrascht fragte, wie es denn möglich ist, dass sie sich bei so vielen verschiedenen Hotelgästen noch mein Gesicht gemerkt hat, meinte sie: „Sie waren immer so nett.“ Das ist ja schon mal gut, wenn wir so positiv in Erinnerung geblieben sind…

Sie erzählte mir, dass jeder Meiningermitarbeiter vier Tage im Jahr in einem Meiningerhotel seiner Wahl Urlaub machen darf und sie verbrachte mit ihrer Mutter nun die Tage in Paris. Leider aus keinem erfreulichen Grund, da sie ihren Vater dort im Krankenhaus besuchten…Zudem erfuhren wir noch, dass das nächste Meiningerhotel im Oktober in Krakau eröffnet werden soll. Das Konzept des Minimalismus scheint hervorragend aufzugehen.

Aus Kostengründen hatte ich mich ja gegen das Eurodisneyland heute entschieden. Da ich den Jungs dennoch etwas Besonderes bieten wollte, fuhren wir mit der métro die auch nicht wesentlich kürzere Strecke ins 16. arrondissement, zum wunderschönen bois de Boulogne. Dort gibt es seit 1860 den Freizeitpark „Jardin d’acclimation“, in dem sich bereits die Kinder vor über 100 Jahren vergnügten.

Man zahlt für diesen einen Grundeintritt und dann nochmals Einzeltickets oder 15-er Blöcke (ein solcher Block kostet 50 Euro, einige Fahrgeschäfte verbrauchen bereits zwei Tickets pro Eintritt) für die Fahrgeschäfte. Leider insgesamt auch kein billiger Spaß, aber immerhin sehr stilvoll.

Ich hatte gerade den Eintritt und den Fahrgeschäfteticketblock für uns erstanden, da erblickte ich die Jungs bereits, wie sie dermaßen beherzt in die immer wieder erfrischend sprudelnden Wasserfontänen gelaufen waren, dass ihre gesamte Kleidung klitschnass war.

Es herrschen zwar in Paris hochsommerliche  Temperaturen, aber da unser Älterer sowieso seit Tagen eine leichte Erkältung hat und gerade nachts immer wieder hustet, begann ich das Schimpfen. Uns blieb nichts anderes übrig, als die Kleidung in der Sonne aufzuhängen und erst einmal mit dem petit train durch einen Teil des bois de Boulogne zu tuckern. Da diese Woche bereits die Schule wieder in Paris begonnen hat, öffneten viele Fahrgeschäfte erst gegen 14.00 Uhr und andere gar nicht.

Der Zug hatte am Mittag tatsächlich nur uns drei als Fahrgäste. Kurz vor dem Einstieg wurde unser Jüngerer noch plötzlich von einer Wespe gestochen, was er aber ausgesprochen tapfer hinnahm. Dafür schmerzen mir die Füße nach gefühltem dreiwöchigem Dauerlaufen Tag und Nacht ausgesprochen und es strengte mich ziemlich an, dass wir erst einmal durch den halben Park laufen mussten, bis wir die ersten geöffneten Fahrgeschäfte vorfanden.

Dafür konnten wir von dem Park gleich auch das nächste kulturelle Highlight bestaunen, das erst im Jahr 2014 eingeweiht worden ist, die fondation Louis Vuitton, welche ein einzigartiges architektonisches Erlebnis bietet, da sie ständig mit Innen- und Außengrenzen, mit Licht und verschiedenen Materialien spielt. Der amerikanischer Stararchitekt Frank Gehry hat diese dank dem Mäzenat von Bernard Arnault im dortigen Gelände realisiert.

Sie beherbergt immer wieder verschiedene Sonderausstellungen. Ansonsten ist der Bau, der an ein Schiff erinnert, an sich bereits ein besonderes Erlebnis und man hat von dem vierten Stock aus einen atemberaubenden Blick nicht nur auf die Hochhäuser der Défense, sondern sogar auch noch auf den Eiffelturm.

Als wir danach endlich zum Objekt der Begierde für die Jungs gelangten, wurde mir erst einmal ganz anders, als ihnen der Eintritt ohne erwachsene Begleitung in die Achterbahn verwehrt wurde. Nach der telefonischen Rücksprache mit der Parkleitung war dies glücklicherweise möglich. Die Fahrt war so kostspielig, dass es einem nach uns kommenden Geschwisterpärchen von der Großmutter verboten wurde, aber ich war erst einmal einfach nur sehr erleichtert, dass ich nicht damit fahren musste und die Jungs ihren Spaß hatten.

Die Fahrgeschäfte bieten allerdings allesamt nur einen ziemlich kurzen Fahrspaß an. Dafür gönnten wir uns noch eine sehr geruhsame und für den Jardin d’acclimation offenbar sehr typische Bootsfahrt, deren Tempo meinen Vorlieben ausgesprochen entgegenkam.

Dank der Hitze erlaubte ich den Jungs -auch wenn ich etwas Sorge um das Halten der Blutzuckersensoren hatte – nur mit der Unterhose bekleidet durch zahlreiche sprudelnde Wasserfontänen zu hüpfen, was ihnen große Freude bereitet und bereits im Grundpreis enthalten war. So kamen wir schlussendlich mit einem 15-er Ticketblick sowie einem nachgekauften Einzelticket, was allerdings stolze 4,50 Euro kostete, aus.

Und ich wollte den Jungs danach ja unbedingt noch die Freiheitsstatue in Paris zeigen, auch wenn wir alle schon ziemlich erschöpft waren. So legten wir weitere zahlreiche Kilometer zu Fuß und der métro zurück, bis wir nicht nur einen herrlichen Ausblick auf den Eiffelturm hatten, sondern auch bis zu sogenannten Schwanenallee kamen, an deren Ende die Freiheitsstatue zu bestaunen ist.

Schade war nur, dass wir dorthin nicht über die île aux cygnes kamen, auf der man ohne Autolärm flanieren kann, sondern an einer sehr stark befahrenen Straße entlang laufen mussten, da diese Allee wegen Renovierungsarbeiten gesperrt war.

Dafür erklärte ich den Jungs, dass wir uns einen Flug nach New York sparen können (so oder so würde ich natürlich sowieso nie irgendwo hinfliegen..), bietet Paris doch an insgesamt vier Stellen die Möglichkeit, die Freiheitsstatue zu bewundern.

So erklärt unser Marcopoloreiseführer auf den Seiten 58+59 wunderbar: „Denn auch Paris hat seine Replik der Freiheitsstatue des französischen Bildhauers Auguste Bartholdi. Und nicht nur eine! […] Das 11,5 m hohe Modell auf der Île aux cygnes, ein Geschenk der USA an Frankreich anlässlich des hundertjährigen Jubiläums der Französischen Revolution 1889, erspart dir einige Flugstunden.“

Ich bin sehr froh, dass die Jungs wirklich brav die Besichtigungstage von mindestens 9-10 Stunden täglich mitmachen und Spaß daran haben. Zwischendurch benötigen sie viel Essen zum Nachfüllen der Energiereserven. Nach drei Wochen, von denen die Woche auf dem Schiff als einzige sehr entspannt für mich war, bin ich aber nun wirklich wieder froh, wenn ich ab morgen Nacht alles zu Hause kochen kann.

Mittlerweile träume ich schon nachts von der ständigen Essensbeschafferei, die glutenfrei, abwechslungsreich und möglichst gesund sein sollte. Mittags bereite ich den Jungs immer ganz viel Brotzeit zu, abends waren wir nun zweimal hintereinander beim Mc Donalds. Leider werden in den dortigen französischen Filialen keine glutenfreien Burger angeboten, so dass sich unser Zöli mit Pommes begnügen muss. Dazu essen beide Salat und als Nachspeise gebe ich ihnen immer noch Obst.

Ich bin gespannt, ob wir bei unserem Abschlussfrühstück in Paris wieder Bekannte treffen werden. Insgesamt wird es auf jeden Fall noch einmal ein ziemlich anstrengender Tag. Haben wir nicht nur all unser Gepäck viele Treppen hoch und runter zu schleppen, sondern haben sich die Zwillinge noch etwas ganz Besonderes gewünscht, bei dem ich schon seit Tagen große Sorge habe, wie wir das alles zeitlich noch vor unserer TGV-fahrt nach Hause schaffen werden…

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