Viel zu schnell mussten wir all unser Gepäck vom Hotel holen, nicht ohne vorher noch durch palmengesäumte Alleen direkt neben dem Strand zu flanieren und einen letzten Blick auf den Port Olímpic zu werfen, dessen aktuelles Gelände gerade noch renoviert und durch zahlreiche gastronomische Angebote erweitert wird.
Da ich vor einigen Wochen in der Zeitung gelesen hatte, dass in Barcelona eine junge Touristin von einer aufgrund der Dürre plötzlich entwurzelten Palme tödlich getroffen wurde, ermahnte ich die Jungs immer wieder genügend Abstand zu diesen wunderschönen Bäumen zu halten, welche ja für die meisten ein Inbegriff des Urlaubsgefühls darstellen.
Für die Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln von unserem Hotel bis zum Bahnhof Barcelona Sants hatte ich knappe zwei Stunden veranschlagt, bei denen ich tatsächlich nicht allzu großzügig gerechnet habe.
Darf man doch nicht vergessen, dass ein Ziehen von vier schweren Koffern und zahlreichen anderen Gepäckstücken auch auf einem Fußweg von „nur“ 700 Metern zur nächsten metrostation deutlich mehr Zeit beansprucht als normal. Zudem überraschten mich bei unserem zweimaligen Umsteigen eine Vielzahl von Treppen, welche uns durch das wirklich kraftraubende Hoch- und Runterschleppen jedes einzelnen Gepäckstückes wertvolle Zeit kosteten.
Und dann vermeldete noch unser Jüngerer ein dringendes Bieselbedürfnis, mitten in der U-bahn, so dass wir unsere Fahrt zudem einmal außerplanmäßig mit all unserem Gepäck unterbrechen mussten. Nach dem vollbrachten Sicherheitscheck, bei dem ich seit unserer Schifffahrt immer etwas Angst habe, dass es wieder etwas zu beanstanden gibt, erreichten wir eine Viertelstunde vor Abfahrt des Zuges das Gleis, auf dem der TGV schon auf uns wartete.
Selbstverständlich hatten wir wieder den am weitesten entfernten Wagen, numéro 18, reserviert…Und stellten zudem fest, dass wir auch noch Plätze im oberen Wagen gebucht hatten, was abermals all unsere Muskelkraft für das Hochschleppen aller Gepäckstücke und Verstauen in das bereits gut gefüllte Gepäckregal erforderte…
Die Zugfahrt über hatte ich gut zu tun, die Jungs bei Laune und gleichzeitig so ruhig wie möglich zu halten, damit sie die anderen Fahrgäste im vollbesetzten Zugabteil nicht nerven. Andererseits sind 6,5 Stunden Zugfahrt von Barcelona bis nach Paris wirklich unschlagbar schnell.
Als wir heute im Fitnessraum des Hotels noch kurz mit einem französischen Pärchen sprachen, erzählten diese, dass sie etwa 10 Stunden benötigten für die Rückreise von Barcelona nach Paris im Auto. Dieses Pärchen hatte die vergangenen drei Tage immer zur selben Zeit wie unserer Zwillinge gesportelt und fragte uns am Morgen, wie lange wir noch in Barcelona bleiben würden.
Ich antwortete ihnen, dass leider heute unser Abreisetag sei und witzigerweise fragte mich die Französin noch, ob sie recht mit ihrer Annahme läge, dass ich Französischlehrerin sei, was ich lachend bestätigte, auch wenn ich hoffe, dass dies nicht zu negativ wirkt, wenn ich offenbar gleich auf den ersten Blick als Lehrerin zu identifizieren bin…
Zu genauso später Stunde wie zwei Wochen zuvor auf unserer Hinfahrt von Paris nach Barcelona kamen wir schließlich wieder in der gare de Lyon an, wo wir ziemlich übermüdet noch die Haltestation des richtigen Busses der Linie 29 -der zwar wesentlich längere Fahrtzeit benötigte, uns aber die wahnsinnig anstrengende Schlepperei ersparte – suchen mussten, um zum altbekannten, sehr einfach ausgestattetem und leider wieder sehr stickigem Hotel Meininger zu gelangen.
Ich hatte wirklich gehofft, dass ich nach diesem langen, anstrengenden Tag die Jungs vor Mitternacht ins Bett bringen könnte, hatte aber unglücklicherweise mal wieder zwei Faktoren nicht berücksichtigt.
Als wir erschöpft gegen 23.00 Uhr an der Rezeption „unseres“ Meininger Hotels ankamen, tobten nicht nur unzählig viele deutsche Schüler:innen durch die Rezeption – mir graut es schon vor dem mit Sicherheit wieder vollkommen überfüllten Frühstücksraum -, sondern ein neuer Azubi wurde um diese Uhrzeit auch noch eingelernt, so dass es geschlagene 20 (!) Minuten dauerte, bis wir endlich unsere Schlüsselkarte ausgehändigt bekamen.
Ich hatte extra im Vorfeld sogar zusätzlich zu mehreren Mails einen „echten“ Brief geschrieben, dass wir aufgrund meiner Höhenangst und der Aufzugsangst unseres Älteren unbedingt ein Zimmer in den ersten beiden Stockwerken wünschen. Dies wurde bei unserem ersten Aufenthalt auch berücksichtigt, während mir nun zu meinem großen Schrecken erklärt wurde, dass alle Schulklassen in den ersten drei Stockwerken untergebracht sein würden, da diese ansonsten aufgrund des Lärmes zu sehr die anderen Gäste belästigen würden.
So haben wir alptraumhafterweise ein Zimmer im fünften Stock – und ein Stockwerk vom Meininger ist so hoch wie bei vielen anderen Gebäuden es für zwei Stockwerke gilt – bekommen, was sich partout wegen der kompletten Hotelzimmerbelegung nicht mehr ändern ließ.
Und ich bin mir nicht sicher, ob ich mir das nun vor lauter Angst einbilde oder ob es wirklich stimmt: ich habe das grauenhafte Gefühl zu schwanken, so als ob sich das gesamte obere Stockwerk im Wind bewegen würde. Diese so große Höhe ist für mich wirklich ein einziger Horror. Ich habe tatsächlich absolute Panik in einer so großen Höhe, zumal es mir vorkommt, dass wir stärker schwanken als vor einer Woche auf dem Schiff. Vielleicht liegt es auch an der extrem stark befahrenen Straße, einer wirklich sehr überfüllten périphérique, an der das Hotel liegt…
Und damit noch nicht genug, spätabends musste ich nach unserer Ankunft im Zimmer nicht nur wieder den Jungs neue Katheter für die Insulinpumpen stechen, sondern bei dem Jüngeren auch noch ein neues Insulinreservoir einsetzen, was ich extra bereits im Zug vorbereitet hatte.
Nur leider war es im Zimmer vor lauter Kofferchaos unauffindbar. Dabei hat jedes Meiningerhotel ja den eklatanten Nachteil, dass es keine Schränke bietet, so dass man gezwungen ist, quasi aus den Koffern zu leben…Nach einer sehr langwierigen Suche mit vollkommen übermüdeten Kindern wurde ich endlich fündig – das Reservoir war ganz nach hinten in den Rucksack gerutscht…
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