Korrekturen, Kochmarathon, Keine Mammutbäume

40 kilometerlange Radtour von Zingst über die Sundische Wiese bis nach Pramort

Erst einmal möchte ich allen danken, die mir so liebe und positive Rückmeldungen auf die Blogeinträge der letzten Tage gegeben haben. Es ist sehr schön zu lesen, dass euch das Lesen dieser erfreut!

Da sich die Jungs heute nach dem Frühstück unbedingt gewünscht haben, schon mal ein Abenteuer der Teufelskicker vor der weiteren Erkundung der Halbinsel anzuhören, begann ich ausnahmsweise nicht erst in den späten Abendstunden mit den Schulaufgabenkorrekturen, sondern – vollkommen ungewohnt – bereits nach dem Frühstück. Dies ist selbstverständlich vom Wachheitsgrad deutlich besser, die Konzentriertheit steigt leider nicht unbedingt. Hatte ich nicht nur die permanente Hintergrundbeschallung in Form der Teufelskicker, sondern wurde zudem durch ununterbrochene Insulinpumpenalarme aus dem gerade begonnenen Korrekturfluss zahlreiche Male unsanft herausgerissen.

Ich tat mein Bestes, aber als die Jungs dann auch noch auf die grandiose Idee kamen, mit einem ihrer Kuscheltiere Wohnungsfußball zu spielen, beschloss ich schweren Herzens, meine weiteren Korrekturen, doch leider wieder in die späten Abendstunden nach 22.00 Uhr zu legen, wenn die Zwillinge eingeschlafen sind…

Benötigen die Schulaufgabenkorrekturen doch eine möglichst große Konzentration, bedarf das Kochen ausschließlich einiger Geduld, gerade bei all den verschiedenen Gerichten, die ich heute, auch schon teilweise als Brotzeit für morgen, vorzubereiten hatte. Zwischendurch fühlte ich mich gar etwas wie in einem Kochmarathon.

Um die süßen Eissünden der Kinder der letzten Tage etwas auszugleichen, gab es heute eine Extraportion Gemüse, als Nachspeise dann noch einen zuckerfreien Milchreis mit Apfelmus…

…sowie eine zuckerfreie Joghurtmascarponecrème mit getrockneten Datteln. Auch wenn ich stets versuche, bei der heimischen Vorratshaltung darauf zu achten, dass ich alles vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums verbrauche, rutscht mir ab und zu dann doch etwas unten durch. Bemerkenswerterweise verbrauche ich aber dann, sobald ich die abgelaufenen Lebensmittel in den Urlaub nehme, diese relativ zügig.

Selbstverständlich schleppe ich in jeden Urlaub unser heimisches glutenfreies Handrührgerät mit, da man ja für einen Zöli noch nicht einmal ein Handrührgerät verwenden darf, mit dem schon mal etwas glutenhaltiges verrührt worden ist, weil sich geringe Mengen an Gluten unauslöschlich im Motor des Handrührgeräts sammeln.

Das Kochen und Putzen der Küche wurde nur noch unterbrochen durch Einkaufen und Auffüllen der Reservoire mit neuem Insulin für die Zwillinge. Dabei finde ich es immer wieder erschreckend, wie viel Müll bei all diesem Diabetesequipment zusammenkommt, aber wir haben ja keine Wahl…

Am Nachmittag hatten wir dann endlich das gesamte Alltagsgeschäft erledigt und schwangen uns auf unsere Räder. So hilfreich die Jungs in allen Orientierungsfragen sind, so wenig umsichtig agieren sie, was meine Gesundheit (und auch meine Nerven) betrifft. So hatte ich beiden mehrmals auf den ersten Radmetern erklärt, dass ich mich zuerst noch bei der Kurverwaltung erkundigen möchte, wo wir genau die Mammutbäume finden und dass sie deshalb direkt hinter dem weißen Zelt am Damm anhalten sollen.

So weit, so gut…Die Jungs fuhren voraus, wir passierten das von mir angekündigte weiße Zelt, die Zwillinge verlangsamten in keiner Weise ihr Tempo, ich rief – ja schrie- mehrmals, dass sie doch nun endlich anhalten sollten, aber meine Rufe wurden von dem relativ starken heutigen Winde verschluckt. So ging ich alleine in die Kurverwaltung, ließ mir den Weg zu den Mammutbäumen erklären und erblickte schließlich in sehr großer Ferne die Zwillinge, welche immerhin sehr lässig zum Stehen gekommen waren und cool an ihren Rädern lehnten.

Als ich zu ihnen angehetzt kam, fragte ich sie, ob sie sich denn Sorgen gemacht hätten, als sie mich nicht mehr gesehen haben, worauf sie antworteten: “Wir dachten, dass du vielleicht hingefallen bist. Wir haben ja ausgemacht, dass wir immer da stehen bleiben sollen, wo wir uns das letzte Mal gesehen haben, damit wir uns wieder finden.” Da haben die beiden natürlich prinzipiell vollkommen Recht, aber wenn sie tatsächlich von einem Sturz meinerseits ausgegangen sind, wäre es schon sehr beruhigend gewesen, wenn sie sich wieder in meine Richtung bewegt hätten…

Wieder glücklich vereint radelten wir entlang des Nationalparks. Mit der Orientierung habe ich ja leider nie ein glückliches Händchen und so fanden wir auch erst einmal die gesuchten Mammutbäume nicht. Dafür erblickte ich einen Wegweiser mit der Aufschrift “Sundische Wiese”, zu der ich sowieso in den nächsten Tagen mit den Zwillingen mal radeln wollte.

Faszinierenderweise wurden wir eine ganze Zeit lang von einem Fuchs begleitet, der in unmittelbarer Nähe von uns und genau in unserem Fahrttempo am Waldesrand entlanglief.

Allerdings konnte auch diese beeindruckende Tierbegegnung unseren Jüngeren nicht vom Jammern abhalten: “Es ist echt anstrengend”, klagte er, als wir bei weitem noch keine 20 km geradelt waren. Es ist wirklich zum Haareraufen: während ich die Jungs täglich auf dem Damm in Höhe der beliebten Seebrücke mantraartig ermahnen muss, langsamer zu fahren und auf alle anderen Radler und Fußgänger Rücksicht zu nehmen, könnten die Zwillinge nun die kaum befahrene freie Strecke zum beliebigen Schnellfahren ausnutzen. Da ist es aber dann plötzlich zu anstrengend…

Aus der Ferne erspähten wir noch viel Dammwild und ich schöpfte Hoffnung, die Radltour doch noch ein wenig fortsetzen zu können, hatte ich doch schon den nächsten Wegweiser mit der Aufschrift “Pramort” entdeckt.

Und tatsächlich schafften wir es bis zu dieser herrlichen Aussichtsplattform.

So sind wir bis jetzt unsere längste Radtour von insgesamt 40 Kilometern gefahren und das, obwohl wir erst aufgrund lauter “Alltagsarbeiten” nach 15.00 Uhr losfahren konnten.

Der Rückweg war von Freud und Leid geprägt. Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich ein Hase auf, dem wir begeistert zusahen, wie er hin und her hoppelte…

getadelt habe ich unseren Jüngeren allerdings auch, da plötzlich sein Schutzblech vom Radl komplett abzufallen drohte. Begleitet mich sowieso bei jeder Radltour die mal größere, mal kleinere Angst, dass wir ein technisches Problem bei unseren Rädern – und ich dafür keine Lösungsansatz – haben könnten, setzte sich unserer Jüngerer statt auf den Sattel immer wieder auf das sowieso sehr fragile nachträglich montierte Schutzblech. Ich hatte bereits die Sorge, dass es komplett abfällt, wurde aber dann von den hoch zu preisenden handwerklichen Qualitäten unseres Älteren gerettet, der den Schaden fachmännisch wieder behob.

Wieder deutlich später als eigentlich geplant und mit ungeheuer großem Hunger auf Seiten der Zwillinge erreichten wir gegen 20.00 Uhr unsere Ferienwohnung.

Wiewohl wir extra auf dem Rückweg noch einmal ausgiebig im Osterwald nach den Mammutbäumen suchten, stießen wir leider auf keinen einzigen…Dafür musste ich mich sehr schicken, die hungrigen Mäuler nach unserer Rückkehr zu stopfen.

Der selbstgemachte Hummus ist auch immer hervorragend zum Mitnehmen geeignet.

Selbst als die Jungs weit nach 22.00 Uhr eingeschlafen waren, hatte ich keine Ruhe von den heute wirklich sehr häufigen Insulinpumpenalarmen. Piepste es tagsüber in sehr kurzen Abständen fast immer bei unserem Älteren, haben wir nun das leider schon hinreichend bekannte Phänomen, dass unser Jüngerer aufgrund des sogenannten Muskelauffülleffektes erst Stunden nach der sportlichen Betätigung in den Unterzucker fällt, dafür leider nicht nur einmal, sondern erfahrungsgemäß alle paar Stunden in der Nacht, was immer besonders ärgerlich ist, da ich auf diese Weise nicht nur kaum zum Schlafen komme, sondern auch das kurz zuvor erfolgte Zähneputzen nach der Traubenzuckergabe mal wieder völlig für die Katz war…

Da wir morgen besonders früh für unseren geplanten Ausflug aufstehen wollen/müssen und ich diabetes- und zöliakiebedingt ja nie so in den Tag hineinleben kann, endete (mehr oder weniger) mein heutiger Tag genauso wie er begonnen hatte, mit erneutem Kochen. Für unterwegs bereite ich sehr gerne den Jungs Bratkartoffeln vor, die sich auch erkaltet wunderbar essen lassen. Ich wiege und berechne dann alles immer schon im Vorfeld und schreibe mir alle Berechnungen auf, so dass sich die Jungs dann auf jedem Ausflug nur noch die jeweils benötigte Insulinmenge eingeben müssen.

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Kommentare

2 Antworten zu „Korrekturen, Kochmarathon, Keine Mammutbäume“

  1. Avatar von Michaela Micheli
    Michaela Micheli

    Liebe Dorothea,
    du bist toll und es ist mir eine Ehre und natürlich ein Vergnügen mit dir befreundet zu sein. Was du leistet ist unglaublich. Denke bitte daran ,auf dich zu achten ! Ja ich weiß, das bete ich dir zum eine millionsten Male vor ,aber das ist wichtig,denn die Welt braucht dich !
    Ich wünsche euch noch eine wunderschöne Zeit da oben und freue mich auf unser nächstes gemeinsames Frühstück ❤️ nur du und ich ,ohne kochen und ohne Korrekturen 😉
    Liebe Grüße Michaela

    1. Avatar von diazlireisen

      Oh, ja, liebe Michaela, ich kann es kaum erwarten und danke dir von ganzem Herzen! Alles Liebe!

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